Belichtungsmessung und Belichtungskorrektur
-einfach erklärt-
Die meisten modernen Spiegelreflex- und spiegellosen Kameras verfügen über einen eingebauten Belichtungsmesser, der zugleich eine Reihe unterschiedlicher Belichtungsmessmethoden bieten kann.
Dabei ist das Ziel der Belichtungsmessung grundsätzlich technisch immer gleich. Entsprechend der eingestellten Film- oder Sensorempfindlichkeit (ISO, DIN, ASA) soll die passende Kombination von Verschußzeit (Belichtungszeit) und Blendenwert (Blendenöffnung) ermittelt werden, wobei das Hauptmotiv korrekt belichtet sein soll. "Korrekt" belichtet bedeutet, das es weder zu hell noch zu dunkel ist, Schatten nicht zulaufen und Lichter nicht "ausgefressen" / überstrahlt sind. Natürlich beschreibt dieses nur den Idealzustand, der je nach Motiv bei der Aufnahme mit der Kamera oft nicht zu erreichen ist und es einer Nachbearbeitung der Aufnahme im Labor oder am Computer bedarf. Die Kamerahersteller entwickelten die eingebauten Belichtungsmesser immer weiter, sodass eine Vielzahl von unterschiedlichen Systemen und Bezeichnungen auf dem Markt gelangte.
Hier ein kleiner Überblick über die gebräuchlichen kamerainternen Belichtungsmessmethoden:
Integralmessung
Bei der Integralmessung handelt es sich um eine weit verbreitete Form der Belichtungsmessung, bei der das gesamte fotografische Bildfeld zur Belichtungsmessung genutzt wird. Hierbei wird das gesamte Bildformat zur Ermittlung der Belichtung, ohne besondere Schwerpunkte zu setzten, herangezogen.
Mittenbetonte Integralmessung
Die mittenbetonte Integralmessung wertet für die Belichtungsmessung das gesamte Licht aus, das auf den Film oder Sensor gelangt. Dabei wird die Film- oder Sensormitte stärker gewichtet, als die restlichen Bereiche. Dieses basiert auf die Annahme, dass in der Bildmitte das Hauptmotiv häufiger zu finden ist, als an den Bildrändern.
Mehrfeldmessung
Diese universelle Messmethode ist sogar für Aufnahmen bei Gegenlicht recht gut geeignet. Die Kamera wählt die Belichtung automatisch entsprechend der Aufnahmesituation aus. Wie ihr allerdings im Video sehen könnt, hat auch diese Messmethode ihre Grenzen.
Multi Segmentmessung
Eine andere Bezeichnung für Mehrfeldmessung. Diese Bezeichnung wird z. B. bei der Pentax 645N oder NII verwendet.
Matrixmessung (Nikon-Modelle)
Mit dieser Einstellung erzielt die Kamera in den meisten Situationen natürlich wirkende Belichtungsergebnisse. Die Kamera misst die Helligkeit in einem großen Bereich des Bildfelds und berücksichtigt für die Belichtung die Tonwertverteilung, die Farbe und den Bildaufbau sowie bei Verwendung eines Objektivs vom Typ G, E oder D (0 Erkennen der Objektive mit CPU sowie der Typen G, E und D) die Entfernungsinformation (3D-Color-Matrixmessung III; bei anderen Objektiven mit CPU verwendet die Kamera die Color-Matrixmessung III, die keine 3D-Entfernungsinformation einbezieht).
Lichterbetonte Messung (Nikon Modelle)
Die Kamera richtet sich mit der Belichtung nach den hellsten Motivbereichen. Mit dieser Methode lässt sich der Detailverlust in den »Lichtern« verringern, zum Beispiel beim Fotografieren von Bühnendarstellern im hellen Scheinwerferlicht.
Selektivmessung
Es wird nur ein bestimmten Teil des Motivs zur Belichtungsmessung herangezogen. Der Selektivmesskreis wird im Sucher angezeigt und beträgt nur wenige Prozent des Bildfeldes, beispielsweise beträgt die Größe des Selektivmesskreises bei der Canon EOS R6 5,8% der gesamten Bildfläche.
Spotmessung
Es wird nur ein bestimmten Teil des Motivs zur Belichtungsmessung herangezogen. Der Spotmesskreis wird im Sucher angezeigt und beträgt nur wenige Prozent des Bildfeldes, beispielsweise beträgt die Größe des Spotmesskreises bei der Canon EOS R6 2.9% der gesamten Bildfläche.. Bei einigen Kameras kann der Spotmesskreis an den aktiven Autofokuspunkt gekoppelt werden.
Mehrfachspotmessung
Es können mehrere Punkte (wie unter Spotmessung beschrieben) gemessen werden. Die Kamera ermittelt daraus den Mittelwert.
Anmerkung: nur unter kontrollierten Lichtbedingungen verwenden. Es muss eine gewisse Erfahrung vorhanden sein, welche Punkte anzumessen sind und ob der Umfang der beiden Messergebnisse überhaupt vom Film oder Sensor wiedergegeben werden kann.
Eine moderne spiegellose Digitalkamera bietet zudem noch die Möglichkeit, das Motiv im Sucher oder auf dem Display so darzustellen, wie es die Kamera aufnehmen wird. Sollte eine solche Einstellung vorhanden und ausgewählt sein, dann seht ihr bereits vor der Aufnahme die Wirkung der Belichtungsmessung und könnt gegebenenfalls über die Belichtungskorrekturtaste eine Änderung einstellen und diese "live" verfolgen. Mit dieser Taste wird der ermittelte Belichtungswert (die Kombination Verschlußzeit und/oder Blendenöffnung) geändert. Änderungen sind meist entweder mit dem Symbol "+" oder "-" bezeichnet. Die Einstellung "+" bewirkt eine Verlängerung der Belichtungszeit (beispielweise von 1/125 Sekunde auf 1/60 Sekunde ODER von Blende 8 auf Blende 5,6) oder eine Vergrößerung der Blendenöffnung (kleinere Zahl), sodass mehr Licht auf den Film oder Sensor gelangen kann ("Überbelichtung" zum durch den Belichtungsmesser ermittelten Wert). Die Einstellung "-" hingegen bewirkt eine Verkürzung der Belichtungszeit oder eine Verkleinerung (gößere Zahl) der Blendenöffnung, sodass weniger Licht auf den Film oder Sensor gelangen kann (beispielsweise von 1/125 Sekunde auf 1/250 Sekunde ODER von Blende 8 auf Blende 11). Dieses würde als "Unterbelichtung" - zum durch den Belichtungsmesser ermittelten Wert - bezeichnet. In diesen beiden Beispielen wurde der Belichtungswert jeweils um eine Stufe angepasst.
Bei, vor allem, älteren Kamera findet ihr zuweilen nicht die Bezeichnung der Belichtungskorrektur mit "-" und "+".
Einige Kameras, wie die Canon A1 oder die Contax RTS, bezeichnen eine Überlichtung 2 und 4. Dieses würde eine Überbelichtung von einer Stufe "x2" oder von zwei Stufen "x4" bedeuten; hingegen "x1/2" eine Unterbelichtung um eine Stufe "x1/4" eine Unterbelichtung von zwei Stufen im Vergleich des durch den Belichtungsmessers ermittelten Wert.
Hier eine weitere Methode für Kameras, die auf Filmmaterial aufnehmen
Doch es gibt Kameras für 35mm Film (135 Film) oder anderen Filmaufnahmeformaten die keine Belichtungskorrekturtasten besitzen.
Auch mit solchen Modellen ist ein manueller Eingriff in die automatische Belichtung möglich, wenn ihr die Filmempfindlichkeit manuell einstellen könnt. Im folgenden Beispiel gehe ich von einer Filmempfindlichkeit von ISO/ASA 100 oder DIN 21 aus. Wollt ihr nun mehr Licht auf den Film bekommen, also eine "+" Korrektur oder Überbelichtung erzeugen, dann stellt ihr eine niedrigere Filmempfindlichkeit ein. Die Korrektur einer Belichtungsstufe wäre hierbei ISO/ASA 50 oder 18 DIN; zwei Stufen reichlicher Belichtung erreicht ihr mit der Einstellung von ISO/ASA 25 oder 15 DIN.
Wollt ihr hingegen eine '-' Korrektur oder Unterbelichtung erzeugen, so wählt ihr für eine Belichtungsstufe ISO/ASA 200 oder DIN 24; für zwei Stufen ISO/ASA 400 oder DIN 27 aus.
So habt ihr den kamerainternen Belichtungsmesser "betrogen" und er lässt mehr oder weniger Licht auf euren Film oder Sensor!
In diesem kurzen Video könnt ihr die praktischen Auswirkungen der Belichtungskorrektur im "+"-Bereich sehen.
Hier stelle ich euch eine .pdf-Datei als Download mit Beispielen
zur Belichtungskorrektur zur Verfügung, klickt einfach auf das Bild und der Download startet!
Wichtig zu wissen!
Ein Belichtungsmesser ist auf einen neutralen Grauwert mit einem Reflektionsvermögen von 18% des einfallenden Lichts ausgelegt. Weicht das Motiv von diesem Idealwert ab, so wird auch die Belichtung nicht ideal sein.
Eine Kodak Graukarte ist eine Referenzkarte, die zur korrekten Belichtung (und auch in der zur Bestimmung des Farbabgleiches) in der Fotografie verwendet wird. Sie besteht aus einer flachen, grauen Oberfläche mit einer definierten Farbhelligkeit, die als neutraler Referenzpunkt dient.
Die Graukarte wird während des Fotoshootings in die Szene eingebracht und von der Kamera erfasst, um als Referenz für die richtige Belichtung (und Farbwiedergabe) zu dienen. Durch das Platzieren der Graukarte in der Nähe des Motivs kann der Fotograf die Kameraeinstellungen entsprechend anpassen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Die Verwendung einer Graukarte hilft, eine genaue Belichtung (und Farbgebung) zu erreichen, insbesondere in Situationen mit schwierigen Lichtverhältnissen (oder wenn eine hohe Farbgenauigkeit erforderlich ist, z. B. bei Studioaufnahmen oder Produktfotografie). Indem die Kamera die Graukarte erfasst, kann sie die Belichtungsinformationen (und Farbwerte) anhand der neutralen Graufarbe kalibrieren und somit die gewünschten Tonwerte erzeugen.
Wenn du mit der Graukarte fotografierst, empfiehlt es sich, die Karte mit einem Spotmeter zu messen. Richte das Messgerät auf die Mitte der Karte und verwende den Messwert direkt - oder verwende die Spot- oder Selektivmessung. Es empfiehlt sich, den Messwert für die Graukarte mit der Aufnahmestufe abzugleichen, die normalerweise mit einem Belichtungsmesser ermittelt wird. In den meisten Fällen - wenn sich die Graukarte im Hauptlicht befindet - werden die beiden Messwerte sehr nahe beieinander liegen. Damit sie genau übereinstimmen, muss die Karte möglicherweise in Richtung des Hauptlichts geneigt werden. Es erfordert etwas Übung, aber mit dieser Methode lassen sich genaue und wiederholbare Ergebnisse erzielen.
Hier noch Informationen der Firma Kodak:
KODAK Graukarte / R-27
KODAK und das MunSell™ Color Services Lab von X-Rite®, Incorporated, haben sich zusammengeschlossen, um ein verbessertes Kalibrierungsziel für Ihre fotografischen Anforderungen zu entwickeln. Die KODAK Graukarte / R-27 enthält den weltbekannten MunSell 18% Reflexionsgrad (Grau) Neutral Patch. Die KODAK Graukarte / R-27 enthält eine 10 x 13 cm (4 x 5 Zoll) Graukarte, eine 20 x 25 cm (8 x 10 Zoll) Graukarte sowie eine Gebrauchsanweisung.
Download des Prospektes als .pdf-Datei findest du hier (Bild anklicken und der Download startet).
Zur Zeit der analogen Fotografie bot Kodak ebenso eine Graukarte an.
Information zu diesem "älteren" Modell, welches ich heute noch verwende, findet ihr hier:
Bild anklicken und der Download startet.
Neben Kodak boten und bieten weitere Hersteller Graukarten an.
Hier ein Beispiel einer Graukarte, welche ich ebenso verwende.
Klickt das Bild an und der Download einer .pdf-Datei startet.